In Charles de Foucauld begegnen wir einem Menschen, der dem Anruf Gottes in seiner ganz persönlichen Art und Weise antwortet. In seinem Leben läuft nicht immer alles glatt, er kennt Krisen und Wendepunkte, so wie viele in unserer heutigen Zeit dies auch aus dem eigenen Leben kennen. Das macht diesen Mann, der seiner Zeit in vielem voraus war, so sympathisch und so zeitnah. Er, der auch den Schein der luxuriösen Welt kannte und der in seiner Jugend alles - zumindest vieles - haben konnte, wird ein leidenschaftlich Suchender, dem die Liebe Gottes in den Gesichtern geliebter Menschen aufleuchtet. Sein Leben lang lässt er sich vom Evangelium hinterfragen und zögert nicht, seinem Weg eine neue Richtung zu geben, wenn es darum geht, den von Gott Entferntesten nahe zu sein. Als Vorläufer, als einer der den Boden bereitet, als lebendiges Evangelium will er diesen Menschen den Gott der Liebe nahe bringen. Gelebte Freundschaft und liebende Aufmerksamkeit zeichnen ihn aus. Vom Schicksal des Einzelnen lässt er sich berühren und gleichzeitig trägt er die ganze Welt in seinem Herzen.
Bis heute wird er Bruder aller Menschen - frere universel - genannt.
Sein Beispiel wirkt in den Gemeinschaften der Geistlichen Familie fort.

CHARLES DE FOUCAULD - sein LEBEN in Kürze

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Am 15. September 1858 wird Charles de Foucauld in Strassburg geboren. Nach dem Tod seiner Eltern (1864) wächst er bei seinen Großeltern auf. Als Jugendlicher entfernt er sich immer mehr von seinem Glauben und lebt "wie man eben lebt, wenn der letzte Funke des Glaubens erloschen ist". Das Erbe seiner Eltern erlaubt ihm ein recht freizügiges Leben. 

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1876 tritt er in den Militärdienst ein, von dem er nach sechs Jahren Abschied nimmt, weil die militärische Disziplin sich mit seinem Lebensstil nicht vereinbaren lässt.
Während einer Erkundungsreise durch Marokko (1883-1884), die ihm hohe wissenschaftliche Ehrungen einbringt, berühren ihn die Menschen dort: ihr Glauben an Gott, ihre Frömmigkeit und ihre Gastfreundschaft. Er schreibt: "Der Islam hat in mir eine große Erschütterung bewirkt ... Angesichts dieses Glaubens und von Menschen, die in ständiger Gegenwart Gottes leben, ahnte ich, dass es etwas Größeres und Wahreres geben musste jenseits der Geschäftigkeit der Welt".
Durch seine Cousine, Marie de Bondy, wird er in Paris mit Abbé Huvelin bekannt gemacht. Im Oktober 1886 sucht er ihn in der Kirche St. Augustin auf. Er möchte von Abbé Huvelin in der christlichen Religion unterwiesen werden. Statt eines Unterrichts fordert der Abbé ihn auf: " Beichten sie!" 

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Dieser Augenblick wird für Charles der entscheidende Wendepunkt seines Lebens. Jetzt kann er sagen: "Sobald ich glaubte, dass es einen Gott gibt, wurde mir klar, dass ich nichts andres tun konnte, als für ihn allein zu leben" und "Das Geheimnis meines Lebens besteht darin, dass ich mein Herz an diesen Jesus, der vor 1900 Jahren gekreuzigt wurde, verloren habe und meine Tage nun damit zubringe, Ihn nachzuahmen, soweit es meine Schwachheit zulässt."
Er beschließt zunächst, Trappist zu werden und lebt von 1890-1897 als Mönch in den Klöstern Notre Dame des Neiges in der Ardèche und in Akbès in Syrien. Das Leben als Trappist ist ihm aber nicht arm genug und so verlässt er am Vorabend seiner Ewigen Gelübde (1897) die Trappisten. Er geht nach Nazaret, um dort als Hausdiener im Kloster der Klarissen zu leben. Drei Jahre lang führt er in der Verborgenheit ein Leben des Gebetes und der einfachen Arbeit, das Leben, wie es Jesus geführt hat. 

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Aber sein Suchen geht weiter. Nach seiner Priesterweihe 1901 geht er ins algerische Béni Abbès. Hier errichtet er eine Einsiedelei in der Erwartung, bald Gefährten zu bekommen. Getrieben von dem Ruf zu den Ärmsten der Armen zu gehen und bei ihnen zu leben, entscheidet er sich 1905 zu den Tuareg in den Hoggar überzusiedeln. Schließlich richtet er sich in Tamanrasset ein.
1910 baut er auf dem Assekrem eine neue Einsiedelei. Nach einem 5monatigen Aufenthalt kehrt er aber nur noch zweimal dorthin zurück. In dieser Zeit widmet er sich besonders der Tuareg-Sprache und erstellt ein Wörterbuch.

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Die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges erreichen mit der Ausbreitung von Gewalt und Unsicherheit auch den Hoggar. Am Abend des 1. Dezember 1916 wird Charles de Foucauld, der sich inzwischen "Kleiner Bruder Karl von Jesus" nennt, von eine Bande bewaffneter Männer überfallen, die bei ihm Waffen und Wertsachen suchen. Ohne Widerstand lässt er sich festnehmen und berauben. Ein junger Mann, der ihn bewachen soll, hört das Herannahen von anderen Truppen, verliert die Nerven und erschießt Bruder Karl.
Am 13. November 2005 wurde Charles de Foucauld im Petersdom in Rom seliggesprochen. Sein Gedenktag ist der 1. Dezember. 

Im Mai 2021 verkündete Papst Franziskus, dass Charles de Foucauld heiliggesprochen wird.

Die Heiligsprechung erfolgte am 15. Mai 2022 zusammen mit 9 weiteren Heiligen auf dem Petersplatz in Rom.