Hintergrund des Verständnisses von „Nazaret“ ist das Leben Jesu in Nazaret. In Nazaret lebte Jesus ein alltägliches, unscheinbares Leben.
Hier wuchs er auf. Hier formte sich sein Glaube in der Tradition seiner Vorfahren. Seine Liebe zu Gott seinem Vater, dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, konkretisierte sich in seiner Liebe zu den Benachteiligten und Ausgegrenzten seines Landes. In den Heiligen Schriften seines Volkes Israels entdeckte er die Botschaft vom Reich Gottes als zentrales Anliegen und verkündigte sie in Wort und Tat.
30 Jahre lang lebte er in dieser unerlösten Umgebung: in einer Welt, in der alles, was uns ängstigt, belastet und frustriert, auch schon vorhanden war, in einer Welt, in der es Unrecht gab, Verfolgung, Gewaltsamkeit und Verachtung, Not, Elend und Hass.
„Nazaret“ ist keine Idylle. Für Foucauld bedeutet es, „den letzten Platz“ als Lebensort und Lebenswirklichkeit zu wählen, den Platz, bei dem es nicht um Kampf um Positionen und Anerkennung geht.
Die Sehnsucht Charles de Foucaulds, das verborgene Leben Jesu in Nazaret zu teilen, stellt uns die Frage nach unseren Lebenszielen. Sie ermutigt uns, den Wert des Alltäglichen zu entdecken und mit unseren Fähigkeiten und Begrenzungen – auch denen der anderen - verantwortlich umzugehen.
Wenn wir in unseren Gemeinschaften von „Nazaret“ sprechen, verbinden wir damit vor allem:
- den Alltag der kleinen Leute, ihre Sorgen und Nöte, ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen,
- die Nähe Gottes im Unscheinbaren und Alltäglichen,
- ein Leben unter den Bedingungen des Alltags, ein Leben mitten in der Welt im Teilen von Freude und Leid und in solidarischem Miteinander
- das Eintreten mit den Armen für Gerechtigkeit.
„Nazaret“ bedeutet für uns, mitten in der Welt etwas von der Botschaft des Reiches Gottes zu entdecken und zu leben.